Jutta Brüdern (Presseinfo)

Die Lichtbildnerin

Ihre Bilder fesseln auf den ersten Blick - aber was ist es, wovon diese Faszination ausgeht?
Es sind nicht nur die ebenso anspruchsvollen wie ansprechenden Objekte selbst. Es ist auch deren Einbindung in Hintergrund und Umgebung, die ihren Bildern einen ausgewogenen Inhalt selbst dann noch geben, wenn eindeutig das Objekt Gegenstand der Darstellung ist. Und es sind auf jeden Fall die geometrischen Verkettungen einer Vielzahl von Abstufungen zwischen Licht und Schatten, die den von ihr dargestellten Objekten eine auffällige Tiefe und ungewöhnliche Lebendigkeit verleihen. Hier verliert das klassische Schwarzweißphoto seine Berechtigung nicht, inhaltlich derart spannungsgeladene Motive lassen sich über die Farbskala kaum zu vergleichbarer Geltung bringen. Sie begnügt sich nicht mit dem kritiklosen Abbilden eines Objekts, beschränkt auf dessen physischen Gegebenheiten; da ist nichts einfach photographisch ins Bild gesetzt.

Ihr ist wichtig, daß das einzufangende Licht, daß die ursprünglich auftretenden Helligkeitsnuancen,
die ein plastisches Motiv umspielen, in ihrer natürlichen, zurückhaltenden Verteilung bei der Wiedergabe zu besonderer Geltung gelangen. Das Aufspüren und Umsetzen solcher für ein Motiv unter verschiedenen Blickwinkeln unterschiedlich aussagekräftigen Beleuchtungsnuancen ist eine Kunst für sich. Die verlangt Gespür dafür, was der Schöpfer ausdrücken oder der Konstrukteur umsetzen wollte; und Gespür dafür, was mit den gerade gegebenen natürlichen Lichtverhältnissen, erforderlichenfalls ergänzt durch eine unauf-dringlich geführte Zusatzbeleuchtung, machbar ist - wenn nicht jetzt gleich, nach im Freien sorgfältig aufnahmebereit eingerichteter Großbild-Kamera, dann hoffentlich einige, oftmals viele Warteminuten später, wenn der Himmel endlich wieder das doch zuvor schon wahrgenommene weiche, nuancenreiche Licht liefert.

Auf diese Geduldsproben folgt in ihrer Photowerkstatt die selten anzutreffende Kunstfertigkeit eines Einbindens des am Objekt aus der Ansicht heraus eingefangenen Schattens in eine vom Licht geprägte Darstellung. Für solches Licht-Bilden umgibt sie das Motiv im Bild mit dem Eindruck vom Licht, den sie am Objekt selbst erfahren hatte. Und sie veredelt das Licht-Bild, das dadurch Gestalt annimmt, noch mit einem Hauch von Gegenlicht. Ebenso wie das Abbild des plastischen Gegenstandes wird so auch das Schattenspiel, von dem das Motiv lebt, ins Licht gesetzt - sorgsam darauf bedacht, daß die Schatten vom Licht nicht nivelliert werden, sondern im Gegenteil ihre natürliche Aufgabe als feingliedrige Kontrastmittel wahrnehmen. Ihre Kunst strukturiert die Flächen. Deren Einzelheiten gehen nicht in großflächiger Langeweile oder harten Kontrasten unter. Die unwillkürlich lebendig gewordenen Details gewinnen sogar noch an Spannung im Wechselspiel zwischen Licht und Schatten.

Gerade die darstellerische Übermittlung des Inhalts eines Werkes der bildenden Kunst bedarf des verständnisvollen Einsatzes hier pointierender und dort ausgleichender Helligkeitseindrücke durch die Licht-Bildnerin. So wird die vom Bildhauer im Original geschaffene Körperlichkeit dem Betrachter ähnlich eindrucksvoll mittels des Helligkeitswechsels im flächigen Abbild vermittelt, ohne daß der Betrachter das Werk zur unmittelbaren Aufnahme dessen Mehrdimensionalität umschreiten oder sich auch nur aus einer Folge wechselnder Blickrichtungen dessen Räumlichkeit verinnerlichen kann. Welch eine Befriedigung, wenn etwa der Bildhauer beim Durchblättern seines neuen Werkekataloges dann spontan feststellt, daß eben diese Darstellung einer seiner Plastiken nach Betrachtungsrichtung und nach Lichteinfall genau sein Empfinden als Schöpfer des Originales widerspiegelt!

Dieter Führing 11/98

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